Die von einigen wenigen Wissenschaftlern beanspruchte Deutungshoheit, von den Medien kritiklos akzeptiert, ist unhaltbar.
So erweisen sich deren Interpretation als wenig plausibel und wurden von anderen Wissenschaftlern bereits widerlegt.( http://home.arcor.de/manfred_feller/Himmelsscheibe)
Alternative Deutungen werden nicht wirklich zur Kenntnis genommen.
Es gibt durchaus seriöse Versuche neben unzähligen (unsinnigen) Interpretationen, die nicht ernst zu nehmen sind.
Allerdings ist in Nebra das Museum quasi um diese herumgebaut.
Deshalb können diese nicht "aufgegeben" werden.
Das ist verständlich aber unseriös!
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Die "offiziellen Deutungen" beschränken sich darauf, der Scheibe zwei Kalenderfunktionen zuzuweisen:
1. Eine Bauernregel, nach der bei bestimmter Nähe der zunehmenden Mondsichel zum Sternbild der Plejaden bei deren letzten Aufgang am Abendhimmel bzw. – Untergang am Morgenhimmel mit der Feldarbeit im Frühling bzw. Herbst zu beginnen sei (W. SCHLOSSER).
2. Eine Schaltregel, der zufolge eine „Kalenderschaltung“ vorzunehmen sei, wenn die dreitägige Mondsichel im Frühling in der Nähe der Plejaden steht (R. HANSEN).
1. Im März (die Ereignisse finden im März und Oktober statt) liegt in Mitteleuropa oft noch Schnee,
2. Die Stellung des Mondes und der Plejaden sind wegen Bewölkung und anderer Horizontbedingungen nicht zuverlässig sichtbar.
3. Die Menschen hatten längst mit der Feldbearbeitung ihre langjährigen Erfahrungen, richteten sich danach und lebten bereits seit Jahrhunderten davon.
4. Man kann sich bei Aussaat und Ernte grundsätzlich nicht nach einem festen Datum richten.
5. Hesiod (dem diese Regel zugeschrieben wird) lebte in Griechenland! (Das ist, als wolle man heute den Beginn der Badesaison in Griechenland mit der in Mitteleuropa gleichsetzen.)
Nach HANSEN stellen Mondsichel und Siebengestirn in ihrer Stellung zueinander eine Schaltregel für einen luni-solaren Kalender dar: Immer dann, wenn beide die angezeigte Nähe zueinander aufwiesen, enthielte das Sonnenjahr 13 Lunationen. Es müsse dann ein zusätzlicher Monat eingefügt werden. Diese Deutung ist von M. FELLER und M. KOCH in aufwändiger, nachvollziehbarer Analyse widerlegt worden (s. dazu http://home.arcor.de/manfred_feller/Himmelsscheibe).
Die Phaseneinteilung ihrer Entstehung (MELLER), der im Museum in Halle relativ große Bedeutung beigemessen wird, erachten wir als nicht relevant für diese Deutung. Zumal die zeitlichen Abstände der Bearbeitungsphasen nicht eindeutig bestimmt werden können. (Goldknappheit könnte evtl. eine Rolle gespielt haben).
Die hier dargestellten Ergebnisse lassen wir eine geschlossene und intendierte Planung von Anfang an vermuten.
Alle diese und viele andere Deutungen können als nicht verifizierbare Interpretationen aufgefasst werden.
Dies gilt vor allem für den als Sonnenbarke gedeuteten unteren halbkreisförmigen Bogen.
Und ebenfalls für die Randlöcher als ledigliche "Befestigungsmöglichkeiten".
Auch die weit verbreitete und wiederholte Bezeichnung als „erste konkrete Darstellung des Sternenhimmels“ ist irreführend und naiv, denn konkrete Sterne sind auf der Scheibe trotz vieler Versuche nicht wirklich nachweisbar.
(Für eine symbolhafte Ritualmonstranz - wenn man die unterstellte - reichte die von SCHLOSSER erwähnte Zufallsverteilung der Sterne.)
Es ist also wichtig und streng zu unterscheiden zwischen Deutungen mythologischen und homologen Charakters. So entspringen die Erklärungen, dass die Scheibe auf Grund eines veränderten kulturellen Weltbildes einer neuen Epoche nutzlos und deshalb vergraben wurde für eine reine Projektion subjektiver Phantasien.
Anders verhält es sich mit Interpretationen, die sich phänomenologisch auf homologe Symbole beziehen. Hier wird ein Merkmal mit einer in der Realität auffindbaren Entsprechung in überprüfbaren, relationalen Zusammenhang gebracht.
Die Himmelsscheibe ist ein zusammenhängendes Zeichensystem, das wie ein Text aufzufassen und zu lesen ist. In diesem Text gibt es kein Zeichen, dass nicht zum Gesamtverständnis beiträgt und deshalb unbedeutend wäre. Auch die Randlöcher gehören dazu. Gerade sie sind es, über die ein Einstieg in den Deutungsprozess gelingt. Denn sie erlauben eine Gliederung des „Textes“ in Unterabschnitte, die aufeinander aufbauen und die Erkenntnis ermöglichen.
Das wird auf diesen Seiten bewiesen werden.
Die von H. MELLER (2004) angebotene Deutung behauptet unterschiedliche voneinander unabhängige Nutzungsphasen, innerhalb derer sie sukzessive mit jeweils neuen Applikationen vervollständigt wurde.
Dies seien verschiedenartige, kulturell-religiöse Phasen ihrer Nutzer gewesen.
Auch dieses ist eine rein theoretische und nicht beweissbare Vermutung.
Die Zeiträume der Gestaltungsphasen lassen sich nicht wirklich feststellen.
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Bemerkenswert ist die Tatsache, dass alle bisherigen Deuter die 39 Randlöcher der Himmelsscheibe übereinstimmend vernachlässigen und für die inhaltliche Beschreibung als irrelevant betrachten. Von manchen Autoren werden sie nicht einmal erwähnt.
Man folgt hier gedankenlos der Vorgabe der ersten Interpretation des Professors. Danach dienten die Löcher in der Endphase ihrer Nutzung , lediglich der Befestigung z. B. auf einer Standarte.
In der Ausstellungshalle der ARCHE NEBRA wird sogar in einer Wandnotiz ausdrücklich darauf hingewiesen (s. Abb.):
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Der Skandal in der bisherigen Rezeptionsgeschichte besteht darin, dass die Medien und viele andere "Deutungsaspiranten" die von Meller und Schlosser vorgegebenen Behauptungen weitgehend kritiklos übernommen haben.
In der hier vorgelegten Abhandlung wird anhand der beigefügten Grafiken genau das Gegenteil nachgewiesen:
Die Randlöcher sind in ihrer Gesamtheit und ihrer strukturellen Verteilung relevante Merkmale. Für das Verständnis aller auf der Scheibe versteckten Informationen sind sie grundlegend.
Sie bildeten den Ausgangspunkt für eine schrittweise Dekodierung.
Es handelt sich um versteckte - oder in einer schriftlosen Kultur nicht anders darstellbare - Informationen. Diese geben das astronomischen Wissen wieder, das die bronzezeitlichen Konstrukteure ganz offensichtlich hatten.
Die Methode
Der Auswertung lag die offizielle Abbildung der Himmelsscheibe von Jurek Liptak, Landesamt für Frühgeschichte und Archäologie in Halle, in Originalgröße zu Grunde. Es wurde ein Koordinatensystem angelegt, deren vier Geraden durch die je äußersten Randlöcher verlaufen und ein genau rechtwinkliges Viereck ergeben. Bei der Analyse stellten sich acht Referenzpunkte als relevant heraus. Diese entsprechen den acht ordinalen Himmelsrichtungen. N, NO, O, SO, S, SW, W, NW, Von diesen wurden Winkelmessungen durchgeführt.