Nebra - Sky - Diskurs
Nebra - Sky - Diskurs

Systemische Reflektionen

verborgenen Größenverhältnisse

Überschrift

Das Schönste an diesem Text ist, was Sie daraus machen!

 

 

Übereinstimmende Größenverhältnisse

 

 

 

 

 

Zur Vertiefung des nächsten Interpretationsschrittes  stellen wir ein paar systemische Reflektionen und Gedanken zum Problem der Wahrscheinlichkeit voran.

 

Das Gesamtbild der Symbolik ist  eine Art "Text", der aus einfachen gleichartigen zeichen besteht.

 

Lediglich Gruppen von zusammengehörigen Zeichen ergeben einen Bedeutungszusammenhang.

 

 

Mondsichel, das  über sich selbst hinaus keine Mitteilung enthält.

   Ein so aufwändig erzeugtes Artefakt, wie die Scheibe, wird allerdings mehr als lediglich Banalitäten enthalten. Nur indem wir alle Elemente in einen Bedeutungskontext stellen, der  phänomenologisch seine Entsprechung in den Himmelserscheinungen findet, können wir danach auch einen Sinnzusammenhang auf der Scheibe herstellen. Sie bildet also ein geschlossenes System von geordneten Zeichen, das einen Zweck zu erfüllen hat. So wie ein Lehrbuch ein System von Zeichen ist, zum Zwecke  geordneter und systematischer Wissensaneignung. 

Ein System ist nun  immer mehr als die Summe seiner Teile und enthält deshalb Elemente, die sozusagen unsichtbar, aber unabdingbar für die Funktion und das Verständnis des Ganzen sind. So ist zum Beispiel ein Hammer ein einfaches System, bestehend aus einem Gewicht und einem Stiel. Aber die Länge des Stiels hat großen Einfluss auf die Hebelwirkung und Schlagkraft. Das System Hammer enthält also unsichtbare physikalische Gesetzmäßigkeiten, die das Ganze vervollständigen.

Wir werden jetzt in diesem Abschnitt die Interpretation auf die Spitze treiben indem wir Vermutungen und Beweise anführen, die sich mit Elementen befassen, welche überhaupt nicht sichtbar 

, aber dennoch für den Bedeutungszusammenhang relevant sind,  so wie die Länge des Stiels für den Hammer.

Das  erste und einfachste unsichtbare Element ist das im Kapitel VII dargestellte, sogenannte Grundmaß. Es ist die Maßeinheit von 13 mm*, die als kleinstes, gemeinsames Vielfaches alle Kreise auf der Scheibe und diese selbst miteinander in Beziehung setzt. 

Dies bedeutet grundsätzlich, dass die Konstrukteure gemessen haben, d.h. einen Maßstab mit Untereinheiten benutzt und die Elemente nicht beliebig und zufällig zusammengefügt haben; sondern diese sind systematisch angeordnet und größenmäßig  aufeinander bezogen.

 Ein zweites „unsichtbares“ Prinzip finden wir in den  abgebildeten Größenverhältnissen.

Wir können also die in der Abbildung 28 vervollständigten Strukturen als aufeinander abgestimmt und wie tatsächlich vorhandene, aber virtuelle Elemente betrachten, deren Größen nicht zufällig sind.

Worauf es uns in dieser Darstellung ankommt, sind  insgesamt 4 Kreise, die sich herstellen lassen, wenn wir um das Fragment der „Barke“ und der Mondsichel Kreise ziehen, wie sie im Bild zu sehen sind. Sie stellen über ihre identischen Größen eine Beziehung zwischen Sonne und Mond her. Es ist leicht nachzumessen, dass  Innenkreis des Sonnenfragmentes und Außenkreis der Mondsichel, sowie deren großer Innenkreis  dem Außenkreis des Fragmentes entsprechen. Diese Übereinstimmungen  können kein Zufall sein, da sie doppelt im gleichen Kontext auftreten.

Es ist also davon auszugehen, dass die Konstrukteure immer den gleichen Maßstab benutzten, mit dem sie auch in der 3. Herstellungsphase die sogenannte „Barke“ einfügten. Diese war also keineswegs ein mythologisches Symbol einer anderen Kulturphase, sondern das Fragment steht methodisch mit den allen Phasen in Verbindung, gleichgültig wieviel Zeit zwischen diesen  gelegen haben mag. Indem die Kreise der beiden Objekte so offensichtlich übereinstimmen, besteht zwischen den Phasen eine konzeptionelle Beziehung, ein gedanklicher Zusammenhang. In diesem wird gleichsam eine Identität zwischen einem Fragment und zwei nicht vorhandenen Kreisen gezielt konstruiert. Hier  ist ganz offensichtlich  etwas „gemeint“ bzw. beabsichtigt.

Wollten wir diese Übereinstimmungen vernachlässigen und nicht in Erwägung ziehen, so wäre es gleichsam so, als wolle man z. B. die deckungsgleichen Grundrisszeichnungen mehrerer Etagen eines Gebäudes als Zufall und unbedeutend ansehen.

 In einem gegebenen künstlichen Kontext können mehr als zwei Übereinstimmungen gleichzeitig niemals zufällig auftreten

Des Weiteren läuft die  unsichtbare Linie in Abb. 28 vom Meridian der Scheibe (dem Mittelloch), der ja einen besonderen Sonnenort repräsentiert, genau rechtwinklig (zur Neigung der Mondsichel) durch die Mittelpunkte beider virtuellen Sonnenscheiben. Dies kann wiederum kein Zufall sein, sondern ein Hinweis auf eine identisch „gemeinte“ Darstellung der Objekte. Genauigkeit und Systematik sprechen für Absicht und Planung.  Allerdings endet die unsichtbare Linie der Abbildung  genau auf dem Mittelpunkt der „Plejaden“, des „Planetenkreises“.

 Auf der Grundlage unserer Prinzipien müssten wir jetzt eigentlich folgern und behaupten, dass es sich bei  diesem  um die Sonne handelt. Das würde aber den Schluss zulassen und somit bedeuten, dass die Menschen bereits über ein heliozentrisches Weltbild verfügten. Diese Annahme scheint dem Verfasser zu kühn, als dass er wagt, sie hier zu behaupten. Allerdings bleibt die Verbindungslinie offen für Interpretationen und somit erklärungsbedürftig.

 Was bedeutet das nun konkret für unsere Dechiffrierung?

 

 

Und deshalb ist in  Ermangelung von Vorstellungskraft und Phantasie  die populäre Wahrnehmung des unteren Goldbogens  bisher nicht über die kindliche Darstellung einer  ägyptischen  Himmelsbarke hinausgelangt.

 Nun kann sich übermäßige Phantasie sehr wohl in Phantasmen verlieren. Das gilt aber in weit größerem Masse für die „Himmelsbarke“. Denn für die gibt es im Gegensatz zum hier vermuteten Zusammenhang keine tatsächliche Entsprechung in der Wirklichkeit. Sie ist weit davon entfernt Occams* Regel zu erfüllen.

 Und so untermauert diese Darstellung, in der wir Strukturen miteinander in Beziehung setzen, plausibel unsere Eingangs erhobene Vermutung, dass es sich bei der Grundsymbolik  um eine ringförmige Sonnenfinsternis handelt, die hier nach dem oben erwähnten Konstruktionsprinzip der Scheibe ein zweites Mal „abgebildet“ wird.

Das Fragment stellt also  die Sonne dar.  Als solches  hat es zwei Funktionen: es schafft Platz und dient der Chiffrierung.

 Ein weiteres Argument für die Sonne besteht in seiner absoluten Größe. Sonnenkreis und Umfang der Himmelsscheibe bilden ein sogenanntes Tusi-Paar. Ihre Radien stehen im Verhältnis 1 zu 2. Die „Sonne“ macht also genau zwei Umdrehungen, um wieder am  selben Platz zu stehen. Sie wandert  einmal hinauf und wieder hinab, genau  analog wie auch in der Wirklichkeit des Jahreslaufes.   Wir haben hier also eine dynamische Symbolik, wie sie sehr schön bei Steinrücken zu sehen ist.*

Das Problem in diesem Abschnitt der Interpretation ist, dass sich die Vermutung niemals beweisen werden lässt. Schon gar nicht der in Abb. 29 dargestellte Aspekt .  Man könnte das Ganze als überinterpretiert halten und behaupten, die Scheibe stelle hier wie auch in anderen Aspekten kein Abbild wirklicher Vorgänge am Himmel dar.

Dagegen lässt sich allerdings mit einigem Recht anführen, dass man alle bisher angeführten Phänomene der Himmelsdynamik  widerspruchsfrei auf ihr abgebildet finden kann. Wenn denn die Scheibe tatsächlich kein „Lehrbuch“ darstellte, so könnte man sehr wohl ein solches   zweckmäßig aus ihr konstruieren.

 

 

 

 

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